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Channel: Philippe Wampfler » Bobby California
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In eigener Sache.

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1.

Ich blogge regelmässiger denn je und habe Freude daran. Dieses Jahr hatte ich jeden Monat über 10’000 Besucher auf dem Blog (seit Mitte des letzten Jahres werden es immer mehr) – und es kommt ab und an zu regen Diskussionen in den Kommentaren. Das soll nur einmal festgehalten sein.

 

2.

Die Blogger und die Journalisten. Bobby California hat mich gestern auf Twitter und heute in den Kommentarspalten zu einer Diskussion herausgefordert, welche ich eigentlich nicht mehr führen wollte:

Der Unterschied zum Blogger ist aber, dass der Journalist versucht, so viel wie möglich über ein Thema heraus zu finden, während der Blogger sich damit begnügt, seine Meinung zu formulieren. […]
Denn wenn man Zeit hat, um zu recherchieren, und das auch macht, dann findet man in kurzer Zeit sehr viel Spannendes heraus, was ein Blogger nicht herausfindet, weil er eben keine Zeit hat dafür, und die Leser profitieren davon. […]
Die Medienkonsumenten profitieren am meisten von überraschenden Fakten, wie sie in Printmedien zu finden sind, und weniger von persönlichen Meinungen, wie sie in vielen Blogs zu lesen sind.

Ausgangspunkt war Alan Rusbridgers Artikel  im Freitag, in dem er die These vertritt, das Netz sei eine Chance für den Journalismus. Er schreibt zudem:

Auf der einen Seite hat das Web 2.0 wenig Geheimnisvolles. Es geht um den Umstand, dass auch andere Leute gerne Dinge machen, die wir Journalisten machen. Wir erschaffen gerne Dinge – Worte, Bilder, Filme, Grafiken – und veröffentlichen sie. Das macht offensichtlich auch vielen anderen Menschen Spaß. Seit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg hatten sie dazu 500 Jahre lang keine Möglichkeit. Aber jetzt können die Menschen sogar viel mehr und einfacher veröffentlichen als jemals zuvor.

Ich denke, diese Aussage ist Bobby Californias Problem (und wohl auch das einiger anderer PrintjournalistInnen, ohne in irgend einer Form zu pauschalisieren): Ich mache Dinge zum Spass, für die er bezahlt wird. Natürlich gibt es Unterschiede, über die wir uns einig sind:

  • in der Regel haben PrintjournalistInnen mehr Zeit für ihre Texte
  • in der Regel recherchieren Printjournalisten deswegen auch mehr
  • im Printjournalismus werden oft Fakten berichtet, in Blogs häufig Positionen bezogen

Dennoch gilt es festzuhalten: Auch wenn ich das alles in meiner Freizeit mache, kein Geld dafür kriege und oft darauf angewiesen bin, mich auf die Darstellungen von Sachverhalten auf Onlineportalen von Printmedien beziehen zu können, so ist das, was ich tue, dennoch ernsthaft, erschöpft sich nicht im Niederschreiben meiner Meinung, sondern ordnet und verbindet Sachverhalte und unterzieht sie einer Interpretation – und es ist auch nicht ein Geschäft, welches keine Zeit in Anspruch nimmt: Für einen Blogpost recherchiere und lese ich ca. eine Stunde und schreibe eine Stunde daran. Dann überarbeite ich ihn, gehe Hinweisen nach und korrigiere ihn immer wieder – und beteilige mich an der Diskussion in den Kommentaren. Alles in allem steckten in einem durchschnittlichen Post drei Stunden Arbeit – das ist nicht wahnsinnig viel, aber auch nicht einfach nichts. Und ich würde auch – für einmal total unbescheiden – von mir behaupten, dass ich durchaus in der Lage bin, auf einem ansprechenden Niveau zu schreiben und zu denken – und auch das journalistische Handwerk durchaus beherrsche.

3.

Auf Formspring wurde mir schon vor einer Weile eine Frage gestellt:

Wieso gehst du nicht in die Politik? Ich meine mich an einen Kommentar von dir zu erinnern, dass ein Philosoph nichts in der Politik zu suchen hat, wobei du zwar nicht primär auf dich referiertest, wohl aber sekundär. Wieso nicht? Zizek-Style?

Die Antwort darauf ist zunächst wohl die, dass die Politik nicht auf mich wartet. Genau so wie ich einem interessanten Job im Journalismus nicht abgeneigt wäre, genau so wäre ich auch einem politischen Amt nicht abgeneigt, wenn es denn interessant genug wäre. Nun bewirbt man sich ja nicht einfach so auf politische Ämter, sondern wird entweder gewählt, weil einen die Leute kennen – oder übernimmt ein Amt, das niemand sonst haben will und lässt die Leute so wissen, dass es einen gibt. Dazu bin ich nun wohl zu bequem. Auch reizt es mich nicht, innerhalb einer Partei noch die Ellenbogen auszufahren, um den 7. Listenplatz zu ergattern. Butler spricht in einem Aufsatz davon, dass man entweder kritisch sein könne oder aber Politik betreiben könne. In der Politik müsse man Lösungen vertreten, welche nicht ideal sind und welche man durchaus auch selbst kritisieren würde, sie aber vertreten muss, weil sie besser als der status quo sind. Mit Butler schmeichle ich mir nun, kritisch bleiben zu können.

 



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